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Alle Jahre wieder

Nein, es geht nicht um Weihnachten. Aber um Wiederholungen. Wie oft denkst du daran, dir die Haare zu schneiden oder zu färben bevor du es tatsächlich machst? An einen Umzug? Einen Jobwechsel? An das Beenden einer nicht funktionierenden Beziehung?

 

Insbesondere Frauen neigen zu Gedankenschleifen und zum wiederholten Durchspielen einer Situation. Aber auch die geschlechterunabhängige Psyche schaltet sich natürlich ein. Etwas Gewohntes vermittelt uns Sicherheit, Vertrautheit, Stabilität. Dem Unbewussten ist es völlig egal wie schlecht es dir gehen mag oder wie gemütlich du es dir in deinem Elend eingerichtet hast, es hat sich dran gewöhnt. Da draussen befindet sich das große, neue Unbekannte. Und das könnte schlimmer sein. Und ausserdem hat man unter Umständen so viel Zeit in die langen Haare investiert, so viel Mühe in einen neuen Job, Geld in die Renovierung einer Wohnung oder eines Hauses, da kann man doch nicht aufgeben, es wäre ja alles umsonst. Also macht der Mensch immer weiter und invesitert noch mehr - Kraft, Zeit, Geld...

 

Bleiben wir mal beim Beispiel Haare, etwas was nicht absolut lebensverändernd und essentiell sein muss. Wie oft denktst du also an eine Änderung bevor du es durchziehst? Dreimal? Fünfmal? Siebenundzwanzig? Hundertzweiundvierzig? Und dann, irgendwann ziehst du es trotzdem durch, nicht wahr?  Und hättest dir damit mindestens Sechsundzwanzigmal (Hunderteinundvierzig, Sechsunddreißig, Siebenhundertelf....) mal sparen können, richtig?

 

Und jetzt übersetzen wir das mal auf die Ebene der Dinge und des Ausmistens. Und nehmen eine Porzellanfigur - ein Geschenk von deiner Mutter oder Tante oder Großmutter. Eine Figur die du eigentlich nicht magst, die aber ein Geschenk eines geliebten Menschen ist. Wie oft, wie viele hundert-taunsend-Male gehst du an der Figur vorbei und merkst, dass du sie eigentlich gar nicht haben möchtest? Oder an den zu vielen Bechern in der Küche, die eigentlich mal ausgemistet werden müssten? Den Tüten mit aussortierter Kinderkleidung die im deinem Flur seit Wochen Wurzeln schlagen und eigentlich schon längst im Kleidercontainer sein müssten? Eigentlich.

 

Wie viel deiner Lebenszeit, Kraft und Energie geht dabei drauf, beim Vorbeigehen daran zu denken, etwas zu entsorgen? Bitte gehe kurz in dich und summiere das auf. Überlege, was du stattdessen mit dieser Energie anfangen könntest - mit den Kindern spielen? Endlich wieder was nähen, tanzen, singen lernen, eine Ausstellung besuchen oder einfach mal ein gutes Buch genießen, ohne ein "ich müsste eigentlich" im Hinterkopf zu haben?

 

Loslassen ist ein Prozess, und es ist nicht immer einfach. Für mich weiß ich auf der dinglichen Ebene - spätestens wenn ich drei bis fünfmal einen Gedanken habe, werde ich ihn umsetzen. Also kann ich den Becher auch gleich hier und jetzt entsorgen, die Vase verschenken und die Kleidung spenden. Bleibt mehr Kraft und Raum für Wesentliches, und manchmal auch fürs Haare schneiden.

 

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